Die nächste Phase

Wir ziehen nach Frankreich

November 2022

Aufenthalt in Deutschland

Das gehört nun wirklich nicht hier her, dass wir vom 19.11.22 bis zum 04.12.2022 zurück gefahren sind um zwei Wochen viele Freunde und vor allem die Mutter im Seniorenwohnheim zu besuchen. Außerdem ist der Titel: "Aufenthalt in Deutschland" nicht korrekt, denn wir hatten ja nun in Deutschland keinen Wohnsitz mehr. Und das war auch der Grund, weshalb wir uns als geeignete und angemessene Lösung einen Bungalow im Resort Arcen gebucht hatten. Dort hatten wir in einem nicht mehr ganz neuen aber ansprechend eingerichtetem Bungalow unser Domizil gefunden.

Aber Deutschland und die Niederlande sind nicht Frankreich, also gehört das nicht in diesen Blog.

Der Chiropracteur hat's nicht schwör

Ihr erinnert euch sicher an meinen Ischiasnerv. Aus meinen Erzählungen auf jeden Fall. Manche auch aus dem neideutschen "Real Life". Es gibt Bewegungen, die mag mein Körper scheinbar gar nicht. Er reagiert dann immer sofort ziemlich rigide. Dann durchzieht mich ein stechender Schmerz von meinem eleganten Rücken über meinen Hüftknochen an meiner knusperigen Arschbacke über mein sportliches Knie bis zu meinem süßen, kleinen Zeh. Und dieser Schmerz ist so das schlimmste Gefühl (außer dem Gefühl in meinem Bauch nachdem ich Erbsen, Bohnen oder Linsen gegessen habe) was ich je empfunden habe. Ich brauchte wieder einmal jemanden, der mir helfen würde. So wie damals der Herman Küsters aus Kranenburg. Mich ein wenig zurechtbiegen und dann diesen kräftigen Knacks geben.

Ich suchte im Internet. Im Umkreis von ca. 75 km gab es lt. Suchseite auf meinem iPhone insgesamt 6 Chiropracteure. Meine Erwartungshaltung und die Erfahrung meines letzten Besuches einer Chirpracteurin (ihr habt es hier gelesen) verlief ja weniger erfolgreich. Ich brauchte eine Brecher, eine große starke Person. Jemand der mich hart rannnehmen würde. So ließ ich die beiden Damen, die ihre medizinische Behandlung anboten außer acht und konzentrierte mich auf männliche Anbieter, deren Informationen auf der Homepage mich am meisten Ansprach. Auf der Seite von Cyril blieb ich hängen.

Cyril hat seine Praxis in Loudéac, ca. 65 km von uns entfernt. Das war nicht die kürzeste Entfernung, aber darum ging es mir auch nicht. Ich brauchte Hilfe. Oft ist es ja so, dass einen der Schmerz kurzfristig verlässte, wenn der Körper mitbekommt, dass man beabsichtigt zum Arzt zu gehen. Mein Körper war offensichtlich während dieser gesamten Suchoperation nicht anwesend gewesen. Also wußte er auch nicht, dass ich dann in der Praxis von Cyril anrief und bei der netten Florence um einen Termin bat.

Heute saß ich leidend im Volvo und befand mich mittlerweile auf halber Strecke. Der Weg ist angenehm. Zuerst fahre ich eine landschaftlich romantische Strecke über Kergrist-Moëlou, einem der vielen traditionellen Orte mit den traumhauft schönen Steinhäusern und dem alten Dorfkern. Dann erreiche ich Rostrenen (gelesen Ros Trenen) wo ich auf meinen Rückreisen gerne bei LIDL halte um mich mit Erdnüssen einzudecken. Die habe ich nämlich auch in Deutschland nur bei LIDL gekauft. Die sind nämlich lecker kernig und nicht so matschig mehlig wie bei vielen anderen Supermärkten.

Von da an fahre ich den Rest bis zur Ausfahrt in Loudéac die N164 (Nationalstrasse 164 … wie eine Autobahn aber ohne Mautgebühr).

Als ich da ankam fand mein Navi die Praxis auf Anhieb. Es hatte es aber auch verdammt leicht, denn Loudéac ist auch nicht besonders groß. Direkt vo der Tür konnte ich parken. Die Praxisräume befinden sich im Erdgeschoß und waren mit Sicherheit früher mal Wohnraum. Auch hier merkt man beim Betreten schon, dass hier in Frankreich die Uhren anders ticken als in Deutschland. Keine riesige Rezeption, keine aufwendige Bestuhlung. Eher das was wir damals in den 60'ern in unseren Schulklassen im Pott hatten. Metallgestell und Kunstoffsitzschalen. Fertig. Wenn das alles eher einfach und schmucklos aussah, dann gab doch Florence, die Sekretärin dem Raum einen ganz besonderen Glanz. Florence war noch keine 60. Ich schätze sie auf etwas über 50. Völlig ungeschminkt, mit einem vereinnahmenden Lächeln und wie sich im Laufe unserer Unterhaltung während meiner Wartezeit zeigte reizendem Humor. Ich hätte Stunden, Tage ach was sage ich … eine Ewigkeit bei ihr sitzen können.

Es öffnete sich eine Tür und eine junge Frau trat heraus. Ich dachte noch: Gott in so jungen Jahren schon zum Chiro ….. Cyril unterbrach meine Gedanken und bat mich in seine Praxis. Cyril ist das komplette Gegenteil von dem, was ich mir als Chiropracteur gewünscht und erhofft hatte. Er ist klein, maximal 1,65 cm groß und schmächtig. Ich vermute so ein Mensch, der morgens nur kurz ein Müsli ist und abends nur in den Kühlschrank schaut um satt zu werden.

Sein Behandlungsbereich … auch bei ihm zweigeteilt. Der erste Raum ausgestattet mit einem Bürotisch, der angrenzende Raum …. die Folterkammer. Wie auch bei meinem ersten Besuch bei Laure in der Nähe unseres Campingplatzes in Bains sur Oust glich dieser Behandlungsraum in Loudéac dem von Laure. Auch diese Rüttelplatte, der Tisch aus unzähligen, einzeln zu bedienenden Elementen, stand hier.

Cyril bediente sich aber einer anderen Technik. Während Laure mich nur flachgelegt hatte, fuhr Cyril mich hoch. IN dem Moment dachte ich an ein Sado/Maso Studio und wartete darauf, dass hinter mir das Kreuz ausgeklappt würde und ich Hände und Füße gefesselt bekäme. Habe ich noch nie erlebt, weiß gar nicht, ob ich der Typ dafür bin. Aber meine Ischiasschmerzen vermittelten mir nunmehr seit einigen Wochen nicht das Gefühl von ungebändigter Lust. Cyril fühlte hier mal, klopfte mit einem Hämmerchen auf die Seite meines Knies, fuhr mich in die Liegeposition, brachte mich in die stabile Seitenlange, arbeitete ein wenig mit seinem Presslufthämmerchen und meinte dann abschliessend, dass so etwas nicht nach einer Behandlung behoben sei. Da müsste man sich regelmäßig bei ihm einfinden. Hmhh, so richtig war ich von seinen Sado/Maso Methoden so ganz ohne anfassen nicht überzeugt.

Dann gab er mir eine Hilfestellung. Ich solle nächste Woche wiederkommen. Ich hatte zuvor bereits überlegt, wie ich es ihm beibringen würde, dass ich diese harmlose Therapie nicht weiterführen wolle. Und nun fiel es mir dann ganz leicht. Ach Cyril, wir fahtren in vier Tagen für ein paar Wochen nach Deutschland, da kann ich die nächsten Wochen nicht. Dann solle ich auf jeden Fall in Deutschland noch mindestens einmal zum Chiropraktiker gehen und bei Florence (der Rezeptionistin oder Ehefrau) einen Termin für nach unserer Rückkehr vereinbaren. Da Florence bei diesem Besuch eigentlich das wirkliche Highlight war, ging ich gerne zu ihr und machte einen Termin ….. den ich dann bereits aus meinem Urlaub heraus wieder absagen musste, weil meine Malaise plötzlich stark nachgelassen hatte.

Ich weiß mittlerweile, dass die Chiropraktiker einen alle nicht anfassen und die Patienten auch nicht mit der Hand behandeln. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass man auf diese Weise statt ertasten ersehen kann, welcher Wirbel da mal wieder raus gesprungen ist.

Chiropracteure werden vorläufig nicht meine Freunde. Jetzt bin ich mal gespannt, wie das mit einer Massage in Frankreich so ist.

Hurra Hurra - das Barf ist da!

Wir sind nicht alleine nach Frankreich gezogen. Mit uns wohnen auch unsere beiden Hunde hier in Plusquellec. Die beiden würden natürlich gerne das gleiche esssen wollen wie wir, aber das würde auf Dauer zu kostspielig werden. Also machte ich mich auf die Suche nach Futter. Nun müsst ihr wissen, das wir zwei Schäferhunde haben, die die ersten Lebensmonate mit nährstoffreichem Trockenfutter gefüttert wurde. Nach etwas über einem halben Lebensjahr haben wir sie dann jedoch auf Barf umgestellt.

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BARF ist eine Methode zur Ernährung fleischfressender Haustiere, die primär für Haushunde entwickelt wurde. Die Entwickler von Barf orientierten sich dabei nach eigenen Angaben an den Fressgewohnheiten von Wildhunden, insbesondere Wölfen. Daher werden die Rationen aus frischem oder tiefgekühltem Fleisch, Innereien, Knochen und Fisch zusammengestellt. Das Futter wird mit Obst und Gemüse ergänzt und roh verfüttert. Bei Bedarf können Getreideprodukte und Futterzusätze zugegeben werden. Für eine bedarfsgerechte Zusammenstellung der Rationen sind Kenntnisse zu Futtermittelkunde und Tierernährung erforderlich.

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Die Meinungen über die BARF Fütterungen gehen weit auseinander und es gibt Hundehalter, die diese Art der Ernährung sehr kritisch betrachten. Wir haben jedoch außerordentlich gute Erfahrungen mit dieser Fütterung gemacht. Sowohl bei der Fütterung mit Trockenfutter, als auch mit Dosenfutter zeigten unsere Hunde unschöne Nebenwirkungen. Bei Trockenfutter "mussten" sie bis zu viermal täglich, was für uns bedeutete, dass wir ständig attent sein mussten, ob da einer von ihnen vor der Tür wartete (sie zeigen es nämlich an, wenn sie müssen). Und Trockenfutter hat für mich den Charakter von … täglich Erbsensuppe zu essen bekommen.

Bei Dosenfutter waren sie zunächst sehr wählerisch, fraßen es zwar, reagierten aber mehrheitlich mit Durchfall. Mir widerstrebten bei dieser Fütterung aber die bei fast allen Produkten hinzugefügten und süchtig machenden Geschmacksverstärker. Es gibt ja Hunde, die nur eine Sorte Dosenfutter fressen, weil sie von diesem Geschmacksverstärker
abhängig sind. Mit Barf kaufe ich aber nur reines Fleischprodukte, die lediglich durch die medikamentöse Behandlung der Schlachttiere mit z.B. Antibiotika verunreinigt sein können. Und das wäre dann bei den anderen Produkten ja wohl auch der Fall. Und deshalb haben wir bei verschiedenen Anbietern in Deutschland das BARF als Tiefkühlkost bestellt.

Nun waren wir in Frankreich und ich machte mich auf die Suche nach einem entsprechenden Anbieter in der Umgebung. Als erstes, sozusagen für die Übergangszeit, besuchte ich aber die Fleischabteilung unseres Supermarktes Intermarché in Callac. Dort fand ich tatsächlich Röhrenknochen, die unsere Hunde abgöttisch lieben, sowie auch Schlachtabfälle in handelsüblicher Kleinverpackung. Ein Paket dieser Schlachtabfälle beinhaltete um die 300 g - also etwas für den hohlen Zahn eines Schäferhundes - und kostete bereits ein kleines Vermögen. Für meinen Einkauf dort hätte ich mir bereits einen Abend in einem Cabaret leisten können. Auf die Dauer wäre das Leben so ganz schön teuer geworden. Ich wendete mich an den Metzgermeister des Marktes, schilderte unsere Familiensituation mit unseren beiden vierbeinigen Vielfraßen und bat um einen Lösungsweg. Er überlegte hin und her, sah jedoch über den Supermarkt keine Möglichkeit. Ok, dann bitte eine Rinderleber und ein Rinderherz. Bei meinem nächsten Einkauf viel ich schlichtweg in vorübergehende Ohnmacht und sah vor meinem geistigen Augen meinen Kontostand mit der Geschwindigkeit der Zählers am Stromzähler abnehmen.

Ok, andere Möglichkeit.

Im Internet fand ich ein Unternehmen das Fertigbarf-Gerichte anbot. Ich wühlte mich durch die Homepage und folgte dort allen Anforderungen. Name des Tieres, Rasse, Gewicht …. Fell. Nachdem ich das alles angegeben hatte, bedurfte es nur noch eines Klicks und der Rechner des Unternehmens berechnete mir die Tagesration für Bill, den ich exemplarisch angegeben hatte. Als ich dann die Menge einer Mahlzeit in Gramm ausgedrückt las, bekam ich ein furchtbar schlechtes Gewissen. Was dort stand musste sich für ihn wie Straflager anfühlen. Quasi Wasser und Brot für Schäferhunde. Da einem Neukunden ein besonders guter Preis für eine Probelieferung angeboten wird, dachte ich, dass ich das mal ausprobieren sollte. Mit einem schnellen Finger hatte ich dann die Bestellung ausgelöst. Die Ware würde würde nach fünf Tagen geliefert werden. Was hatte ich da angerichtet!? Nicht nur, dass nach acht Tagen und einigen Anlaufproblemen die Ware tatsächlich per Lieferservice angeliefert wurde, dieser Klick von mir hatte gleichzeitig ein Abonnement ausgelöst, denn von nun an bekam ich alle zwei Wochen die gleiche "in meinen Augen überteuerte" Menge angeliefert. Aber erst einmal besser als nichts. Das Gute war, dass der Lieferdienst unsere Adresse beim ersten Versuch nicht gefunden hatte und wieder mitnahm, die Ware aber bis zum zweiten Anlieferungsversuch in einem Kühlhaus gelagert wurde. Guter Service.

Ja da war es wieder. Das Problem mit unserer Adresse und den drei unterschiedlichen Schreibweisen. 2 pont de Carhaix, 2 pont carrés oder 2 pont caraes. Je nach genutztem Navigationsgerät war der Versuch uns zu finden für die Fahrer eine moderne Schatzsuche.

Ich suchte nach weiteren Möglichkeiten.

Mir fielen meine alten Lieferanten aus Deutschland wieder ein. Ich setzte mich an den Rechner und schrieb sie an. Und schon mit der ersten Mail baute ich einen riesen Bock. In Deutschland würde man diesen Fehler, diese Unvollkommenheit als "Bär Bock" bezeichnen. Ich hatte da nämlich versehentlich, in einem Moment der geistigen Hilflosigkeit, ein Unternehmen angeschrieben, bei dem ich noch nie bestellt hatte, bezog mich aber auf unsere jahrelangen Geschäftsbeziehungen. Das löste bei der attraktiven Gesprächspartnerin Annett größte Verwunderung aus. Vor allem, weil ich sogar noch Beispiele von früherer Kommunikation anführte. Bis … ja bis das ich dann den Namen des eigentlich gemeinten Unternehmens mit in meine Mail einbaute und von Annett zur Antwort bekam: Das sind wir aber nicht. Aus diesem Faux Pas, wurde inzwischen eine weitere gute Geschäftsbeziehung, denn sowohl Annett als auch das eigentlich von mir gemeinte Unternehmen liefern mir mittlerweile regelmäßig das von meinen Hunden geliebte Futter.

https://barfpunkt.de

https://frostfutter-perleberg.de/de/

Getreu dem Sprichwort "Aller guten Dinge sind Drei" hatte ich dann vorübergehend drei Lieferanten. Und das war gut so, denn bei beiden deutschen Lieferanten ging die erste Lieferung voll in die Hose. Und erst durch eingehendere Kommunikation und Erläuterung unseres Adress-Problemes wurden die reibungslosen Anlieferungen erst möglich.

Am 10.11.22 erreichte uns dann, zu unserer großen Freude, die erste Lieferung mit Hindernissen. Die Tiefkühlkost war trotz ihrer weiten Anreise immer noch gefroren und konnte in einwandfreiem Zustand der Truhe zugeführt werden. Die andere Lieferung war allerdings nur bis zu einem Zwischenlager in 60 km Entfernung verfolgbar. Da verlor sich ihre Spur. Ich vermutete, dass da bei D….L wohl auch Hundebesitzer beschäftigt sind oder waren. Nach meiner Reklamation bekam ich von der Bestellfirma eine neue und kostenlose Anlieferung zugesichert. Und die kümmerten sich auch um die Schadenersatzforderung bei D…L.

Wir, insbesondere Bill und Layla sind froh, dass wir unser gewohntes Futter wieder bekommen.

Zum Schluss noch …. Bill und Layla haben mir wegen meiner hervorragenden Zubereitung ihrer Speisen im letzten Jahr den goldenen Knochen verliehen. Und unser letzter Besuch schaute mir ganz neidisch über die Schulter, ob der vielen Igredienzien, die meine Racker zu ihrem gesundheitlich Wohl verarbeitet bekamen. Ich gebe mir aber auch Mühe. Schälen, schneiden, zerkleinern, mischen und rühren (nicht vorkosten) nehmen nicht selten 30 Minuten in Anspruch. Sie danken es mir auch mit einer gesunden und festen Verdauung, die ich recht mühelos in die Kacktüten füllen kann.

😷💩

Lynda

Es gibt Abläufe, die sich wiederholen. Einer davon ist der Einkauf. Im wesentlichen unterscheidet der sich bei mir in Lebensmitteleinkauf, Baumaterialeinkauf und Gartenzubehöreinkauf. Und heute war Montag. Quasi Einkaufstag. Die großen Supermärkte und derer haben wir in Callac mit Intermarché und Casino zwei, sind zwar am Sonntagmorgen für einige Stunden auch geöffnet, aber der Sonntag ist mir heilig. Aber heute brauchte ich dringend ein paar Lebensmittel. Das Brot war alle und für die Hunde brauchte ich Bananen. Früher kannte man in Frankreich ja nur ein sehr eingeschränktes Angebot in den Bäckereien und Brotabteilungender Supermärkte. Es gab Croissant, Pain au chocolat (oder auch Chocolatine) oder die weltbekannten und nur in Frankreich wohlschmeckenden Baguettes. Derer dann allerdings viele verschiedene. Flute, traditionelle usw.! Heute sieht das Angebot schon vielfältiger aus. ALDI, LIDL und Netto mit ihren Backautomaten haben scheinbar deutsche Brotkultur auch in französische Backstuben gebracht, denn das lidlsche Roggenbrot bekommt man nun auch schon bei vielen Bäckern. Und das schmeckt sogar sehr gut. Sehr, sehr gut.

Ich bin jedoch nun bei Intermarché weil ich mehrere Sachen einkaufen möchte und kaufe heute mein Brot auch hier. Ich wähle eine Roggenbrotversion, die von der Form an ein zu dickes und zu kurz geratenes Baguette erinnert. Das Brot gibt es als reines Roggenbrot aber auch als Roggenbrot mit Walnüssen oder Roggenbrot mit Rosinen und auch mit verschiedenen Körnern. Ich liebe ja mein Frühstück, in aller Ruhe und Gemütlichkeit! Hier nun mit den Meisen vor dem Küchenfenster. Wenn die Sonne scheint, ist es nahezu paradiesisch.

Mittlerweile hatte ich meinen Warenkorb gefüllt. Mir fällt dann immer noch etwas ein. Milch zum Beispiel oder Eier. Ich fahre an die Kasse, suche mir die sympathischte Kassiererin aus und belade das Laufband. Ich reiche ihr meine "carte de fidelité" (Treuekarte) bezahle und erhalte von ihr den Kassenbon mit dem QR Code darauf. Intermarché bietet außer den Bonuspunkten, die ich mit meiner carte de fidelité sammele auch noch Sammelmärkchen (Vignettes) für Boschwerkzeuge oder Tefal Pfannen an. Und am Ausgang steht ein Automat, dem ich meinen QR Code präsentiere und der mir dann sagt, ob ich etwas gewonnen habe oder nicht. Auf dem Monitor läuft aktuell ein Elfmeterschießen. Man sieht ein Tor mit einem Torwart und wenn man seinen Code präsentiert hat schießt man damit auf's Tor. Trifft man, dann spukt der Rechner einen Gutschein aus und man darf zur Rezeption und sich seinen Gewinn abholen.

Ich erzählte euch das nicht einfach nur so wenn ich nicht tatsächlich auch etwas gewonnen hätte. Mein Schuß war gut, der Keeper eine Niete und mein Bon verhieß einen Gewinn. Ich machte eine 180 Grad Kehrtwende und marschierte schnurstracks zur Rezeption. Dort stand bereits eine Blondine, die offensichtlich auch etwas gewonnen hatte. Sie wartete auf eine Bedienung, eine Kassierein oder eine Rezeptionistin. Meine Kassiererin begab sich von ihrer Box zur Rezeption und half ihr. Die beiden Frauen schienen sich zu kennen denn sie unterhielten sich intensiv. Ich schenkte der Unterhaltung nicht viel Aufmerksamkeit bis …. ja bis mich die Blondine ansprach. Ich schaute mich um, ob sie mich gemeint hat oder ob noch jemand in meiner Nähe stand. Jaa, Sie! Haben Sie Kinder? Ich so, ja, eine Tochter, 36 Jahre alt. Und vier Enkelkinder! Dann fragte sie: Möchten Sie den haben? Für ihre Enkelkinder? und hielt mir einen großen Sportrucksack hin. Sieht nicht schlecht aus, dachte ich und nahm ihn gerne und mich bei ihr bedankend entgegen.

Wir wollten eigentlich den Supermarkt verlassen, kamen dann aber ins Gespräch und die Blondine erzählte mir, dass sie 74 Jahre alt sei, Lynda hieße und seit 17 Jahren in Callac wohne. Früher wäre sie ja Britin gewesen, hätte aber vor sieben Jahren die französische Staatsbürgerschaft angenommen. Als die Kassiererin uns da so einträchtig und ins Gespräch vertieft sah, kam sie wie ein geölter Blitz wieder aus ihrer Box und fragte uns, ob sie ein Foto zu Werbezwecken für Intermarché von uns machen dürfe. Wir kämen dann auf die Homepage. Lynda und ich, wir schauten uns an und antworteten ziemlich zeitgleich, dass wir das gerne machen würden. Ruck zuck waren einige Aufnahmen gemacht und unsere Verabschiedung konnte weitergeführt werden. Gemeinsam liefen wir noch zum Parkplatz.

Einige Wochen konnte man dann unser "Freundschaftsfoto" auf der Homepage Revue passieren sehen und um die Weihnachtszeit sah man uns dann gelegentlich auf der riesigen Videowand über dem Ausgang.

Addams family

Unter Aufsicht meiner Sklaventreiberin (meine Frau) habe ich, mit ihrer Unterstützung, das Wohnzimmer nun fertig. Alles was hineingehört ist drin und aufgebaut. Unser alter französischer Wäscheschrank, der uns als Hausbar dient, das häßliche nicht zum übrigen Stil passende Sideboard, das meine Frau nicht wegwerfen möchte, unsere neuen Ledercouchen, den Wohnzimmertisch sowie auch der Fernsehschrank mit Fernsehen. Um es nun richtig gemütlich zu haben fehlte eigentlich nur noch eine Tüte Erdnüsse, eine Flasche Rotwein und ein passendes Fernsehprogramm.

Kabelfernsehen gibt es hier leider nicht. Wir hatten hier die Wahl zwischen Parabolanlage oder Internetfernsehen über das Festnetz. Einen Festnetzanschluss hatten wir leider noch nicht, also blieb nur die Möglichkeit uns des hängen gebliebenen Parabolspiegels und der voreingestellten LNB's zu bedienen. Die Kabel lagen noch. Kabel gibt es hier im Haus jedoch in Hülle und Fülle und deren Sinn ist nicht immer auf den ersten Blick zu ergründen. In diesem Fall war es aber dennoch einfach denn ich konnte das erforderliche Kabel leicht an seinen Cinch Anschlüssen erkennen.

Einige Tage zuvor hatte ich mir bei Amazon einen SAT Receiver bestellt, der heute Morgen angekommen war und den ich nun möglichst schnell mit dem Fernseher verbinden wollte. Die Dinger sind heute gar nicht mehr so teuer. Dennoch fragt man sich, wenn man so ein Teil in der Hand hält, was den Preis überhaupt ausmacht. Die Dinger sind nicht viel schwerer als ein Reisepass und bestehen vermutlich außer aus der überdimensinierten Hülle nur aus einem Chip und einingen Schnittstellen. Ach ja, die Schnittstellen. Wäre die Hülle nicht so groß, dann würde man vermutlich nicht die vielen Schnittstellen darin unterbringen können. Das ist der Grund für die Größe dieses Dings.

Das Verbinden ist kein Wunderwerk. Cinch an Schnittstelle in der Box, HDMI von Schnitttelle in der Box zum Fernseher, Stecker in Steckdose und dann einschalten und sich überraschen lassen, was uns das Ding nun präsentiert. Doch bevor man das sieht, muss man erst einen Sendersuchlauf initiieren. Das habe ich natürlich auch gemacht und gewartet und gewartet und … ! Es waren über 1300 Fernsehstationen die das Ding gefunden hat und annähernd 400 Radiosender. Wow, super, das ist umwerfend …. dachte ich bis ich, nachdem das Ding sich einen Wolf gesucht hatte, den ersten Sender einschaltete und mich dann hochzappte.

Ich fand nur englische, amerikanische, orientalische (aller Provenienzen) und selbst japanische, chinesische und koreanische Sender aber keine Sender, die mich interessierten.

So schauten wir ein paar Tage auf einem englischsprachigen Sender die Shilo Ranch, Bonanza und die Addams familiy mit Gomez, Morticia, Pugsley, Wednesday, Fester, Granny und dem eiskalten Händchen in der Originalversion. Solange bis ….. unser LNB auf den ASTRA Satelitten umgestellt wurde.

Saftige Wiesen

Das Klima in der Bretagne kannte ich ja bisher nur aus den Erfahrungen während meiner früheren Aufenthalte hier, aber auch, weil ich auf meinem iPhone eine Wetter App installiert habe. Darin habe ich einige Referenzorte eingegeben. Orte, die mir in irgendeiner Weise besonders lieb sind und Orte, an denen ich möglicherweise einen Urlaub verbringen möchte. Da gibt es unter anderem einen Ort in Thüringen, zwei an der niederländischen Küste, einen im Pitztal und einen Ort in der Bretagne. Und immer wenn ich diese App öffne schaue ich mir die aktuellen Wetterlagen fast aller Orte an.

Auf diese Weise hatte ich die Bretagne eigentlich seit dem ich mein iPhone besitze auch immer im Blick. Meine Erfahrung zeigte, dass es grundsätzlich im Winter nicht so stren kalt und im Sommer nicht so wahnsinnig heiß ist. Verhältnisse, die mir durchaus zusagen. Im Winter halten sich die Heizkosten in überschaubaren Grenzen und im Sommer brauche ich mich nicht wegen zu großer Hitze irgendwo verkriechen. Allerdings kenne ich auch den bretonischen Namen der Bretagne: "Breizh". Und Breizh wird abgekürzt Bzh geschrieben. Und damit kommen wir zum Kern dieser Berichterstattung. Die Bretonen haben nämlich eine gesunde Portion Selbstironie und haben dieser Abkrürzung (abbreviation) eine eigene Bedeutung zugeschrieben. Bzh = Bretagne Zone humide (Bretagne Feuchtgebiet).

Heute am 03.11.22 wurde uns das zum ersten mal so richtig deutlich vor Augen geführt. Seitdem wir im Oktober hier angekommen waren, hatten wir überwiegend gutes und vornehmlich trockenes Wetter. Heute aber öffnete der Himmel alle Schleusen und ergoß innerhalb von vier Stunden alles Wasser, was wir in den letzten Wochen hier in Frankreich nicht gesehen hatten. Und dann war alles wieder vorüber. Die Bretagne ist ja prinzipiell eine Landzunge zwischen dem Kanal im Norden und dem Antlantik im Süden. Die Nähe zu den Meeren bringt immer auch eine Portion Wind mit sich. So werden die Wolken immer recht schnell wieder weggepustet. Regnet es hier, dann ist es auch immer schnell wieder vorüber. Und das Seeklima sorgt dafür, dass es hier nie zu kalt ist.

Und die Auswirkungen dieses milden Klimas sieht man in den satten grünen Wiesen und dem gesunden Baumbestand. Hier ist immer etwas grün. Das ganze Jahr über. Und grün wirkt auf mich beruhigend.