Die nächste Phase

Wir ziehen nach Frankreich

Lynda

Es gibt Abläufe, die sich wiederholen. Einer davon ist der Einkauf. Im wesentlichen unterscheidet der sich bei mir in Lebensmitteleinkauf, Baumaterialeinkauf und Gartenzubehöreinkauf. Und heute war Montag. Quasi Einkaufstag. Die großen Supermärkte und derer haben wir in Callac mit Intermarché und Casino zwei, sind zwar am Sonntagmorgen für einige Stunden auch geöffnet, aber der Sonntag ist mir heilig. Aber heute brauchte ich dringend ein paar Lebensmittel. Das Brot war alle und für die Hunde brauchte ich Bananen. Früher kannte man in Frankreich ja nur ein sehr eingeschränktes Angebot in den Bäckereien und Brotabteilungender Supermärkte. Es gab Croissant, Pain au chocolat (oder auch Chocolatine) oder die weltbekannten und nur in Frankreich wohlschmeckenden Baguettes. Derer dann allerdings viele verschiedene. Flute, traditionelle usw.! Heute sieht das Angebot schon vielfältiger aus. ALDI, LIDL und Netto mit ihren Backautomaten haben scheinbar deutsche Brotkultur auch in französische Backstuben gebracht, denn das lidlsche Roggenbrot bekommt man nun auch schon bei vielen Bäckern. Und das schmeckt sogar sehr gut. Sehr, sehr gut.

Ich bin jedoch nun bei Intermarché weil ich mehrere Sachen einkaufen möchte und kaufe heute mein Brot auch hier. Ich wähle eine Roggenbrotversion, die von der Form an ein zu dickes und zu kurz geratenes Baguette erinnert. Das Brot gibt es als reines Roggenbrot aber auch als Roggenbrot mit Walnüssen oder Roggenbrot mit Rosinen und auch mit verschiedenen Körnern. Ich liebe ja mein Frühstück, in aller Ruhe und Gemütlichkeit! Hier nun mit den Meisen vor dem Küchenfenster. Wenn die Sonne scheint, ist es nahezu paradiesisch.

Mittlerweile hatte ich meinen Warenkorb gefüllt. Mir fällt dann immer noch etwas ein. Milch zum Beispiel oder Eier. Ich fahre an die Kasse, suche mir die sympathischte Kassiererin aus und belade das Laufband. Ich reiche ihr meine "carte de fidelité" (Treuekarte) bezahle und erhalte von ihr den Kassenbon mit dem QR Code darauf. Intermarché bietet außer den Bonuspunkten, die ich mit meiner carte de fidelité sammele auch noch Sammelmärkchen (Vignettes) für Boschwerkzeuge oder Tefal Pfannen an. Und am Ausgang steht ein Automat, dem ich meinen QR Code präsentiere und der mir dann sagt, ob ich etwas gewonnen habe oder nicht. Auf dem Monitor läuft aktuell ein Elfmeterschießen. Man sieht ein Tor mit einem Torwart und wenn man seinen Code präsentiert hat schießt man damit auf's Tor. Trifft man, dann spukt der Rechner einen Gutschein aus und man darf zur Rezeption und sich seinen Gewinn abholen.

Ich erzählte euch das nicht einfach nur so wenn ich nicht tatsächlich auch etwas gewonnen hätte. Mein Schuß war gut, der Keeper eine Niete und mein Bon verhieß einen Gewinn. Ich machte eine 180 Grad Kehrtwende und marschierte schnurstracks zur Rezeption. Dort stand bereits eine Blondine, die offensichtlich auch etwas gewonnen hatte. Sie wartete auf eine Bedienung, eine Kassierein oder eine Rezeptionistin. Meine Kassiererin begab sich von ihrer Box zur Rezeption und half ihr. Die beiden Frauen schienen sich zu kennen denn sie unterhielten sich intensiv. Ich schenkte der Unterhaltung nicht viel Aufmerksamkeit bis …. ja bis mich die Blondine ansprach. Ich schaute mich um, ob sie mich gemeint hat oder ob noch jemand in meiner Nähe stand. Jaa, Sie! Haben Sie Kinder? Ich so, ja, eine Tochter, 36 Jahre alt. Und vier Enkelkinder! Dann fragte sie: Möchten Sie den haben? Für ihre Enkelkinder? und hielt mir einen großen Sportrucksack hin. Sieht nicht schlecht aus, dachte ich und nahm ihn gerne und mich bei ihr bedankend entgegen.

Wir wollten eigentlich den Supermarkt verlassen, kamen dann aber ins Gespräch und die Blondine erzählte mir, dass sie 74 Jahre alt sei, Lynda hieße und seit 17 Jahren in Callac wohne. Früher wäre sie ja Britin gewesen, hätte aber vor sieben Jahren die französische Staatsbürgerschaft angenommen. Als die Kassiererin uns da so einträchtig und ins Gespräch vertieft sah, kam sie wie ein geölter Blitz wieder aus ihrer Box und fragte uns, ob sie ein Foto zu Werbezwecken für Intermarché von uns machen dürfe. Wir kämen dann auf die Homepage. Lynda und ich, wir schauten uns an und antworteten ziemlich zeitgleich, dass wir das gerne machen würden. Ruck zuck waren einige Aufnahmen gemacht und unsere Verabschiedung konnte weitergeführt werden. Gemeinsam liefen wir noch zum Parkplatz.

Einige Wochen konnte man dann unser "Freundschaftsfoto" auf der Homepage Revue passieren sehen und um die Weihnachtszeit sah man uns dann gelegentlich auf der riesigen Videowand über dem Ausgang.