Die nächste Phase

Wir ziehen nach Frankreich

Le Marché de Callac

Ich liebe Märkte. Diese Leidenschaft begann mit meinem ersten Besuch der Stadt der Liebe - Paris. Damals gab es noch Les Halles, einen der vielen überdeckten Märkte in Frankreich. Eine wahnsinnig schöne Atmosphäre. Immer wenn ich in eine Großstadt komme, in der es noch eine solche Markthalle gibt, muss ich unweigerlich dort hin. Meine letzen traumhaft schönen Erinnerungen habe ich an die Markthallen in Barcelona an der Rambla und den alten Großmarkt in Medellin (Kolumbien). Ich könnte Stundenlang darüber laufen und staunen. In Frankreich sind es aber auch die vielen traditionellen Freiluftmärkte, die ein ganz besonders Flair haben. Das muß man den Franzosen lassen, Sie pflegen diese Tradition und kaufen insbesondere viele Bioprodukte dort.

Und das war auch die erste Erkenntnis, die ich dort auf dem Markt gewann. Es gab in diesem mit knapp über 3000 Einwohnern kleinen Ort verdammt viele Stände. Und die meisten boten Bioprodukte an. Da bezahlt man schon einmal für vier mittelgroße Äpfel etwas über 4 €. Der Kommentar des Markthändlers war etwas selbstironisch. Er sagte, die Äpfel seien etwas teurer. Sie wären jedoch Bioäpfel. Aber das macht Ihnen doch hoffentlich nichts.

Wir liefen weiter. Es gab gleich drei Fischhändler über eine Strecke von max. 100 m verteilt. Zu Beginn des Marktes eine Frau mit einem Stand, der perfekt in den Film Alice im Wunderland gepasst hätte. Der war nicht groß und ihr Vorrat an verkaufsbarer Ware war entsprechend geschwunden. Die anderen beiden waren Verkaufswagen, wie wir sie auf deutschen Märkten auch finden. Der Unterschied ist auf den ersten Blick sichtbar. Die Auslage war proppenvoll mit frischem, appetitlich aussehendem Fisch. Die Schlange, die sich vor diesem Wagen gebildet hatte, zählte sicher mehr als zehn Personen. In Callac scheint man mittwochs Fisch zu essen. Und der wurde dort nicht gerade verschenkt.

Viel preiswerter war es an dem zweiten Wagen. Das Angebot unterschied sich nicht wesentlich, die Preise lagen aber alle unter denen der Konkurrenz. Vermutlich war das der Grund, weshalb die Schlange der Wartenden sicher dreimal so lang war. Hinter der Theke bedienten zwei Frauen, so wie man sie sich auf so einem richtigen Fischmarkt vorstellt. Etwas rundlich, nicht riesig groß, mit Schürzen auf denen sich Spuren von dilettierten und ausgenommenen Fischen deutlich erkennen ließen. Dazu dann beide mit Kopftüchern. Ein Markt wie gemalt und ein wenig in der Zeit zurück versetzt. Ich schwelge in Nostalgie.

Direkt gegenüber steht ein Vietnamese, der mit seiner Frau bedient. Das sieht alles ganz anders aus, als das was wir bisher in Venlo oder Nijmegen in den Einkaufsstraßen gesehen und gegessen hatten. Sogar eine Frühlingsrolle gab es zumindest hat der Vietnamese das mit "Rouleau de Printemps" wörtlich übersetzt. Sollen wir mal eine essen? Jau, ich bestellt eine (meine Frau spricht ja kein Französisch) und wundere mich, dass unser kleines Schlitzohr die Flühlingslolle nimmt und direkt in eine Schale legt. Wie jetzt, nicht frittiert, nicht heiß? Nö, antwortet er mir. Möchten Sie vielleicht lieber doch nicht. Das war ja nun absoluter Blödsinn. Wenn einer beim Essen abenteuerlustig ist und alles mitmacht und probiert, dann bin ich das.

Geschmacklich war diese Rohkost eigentlich gar nicht so schlecht, gegen das Produkt meines Lieblingsvietnamesen in Nijmegen konnte es aber definitiv nicht anstinken.

Als wir den Markt in Richtung Kirchplatz, der gleichzeitig auch der zentrale Parkplatz ist, zurückliefen, mussten wir an einer Café / Bar vorbei. Das ist eigentlich, das was wir in Deutschland eine Kneipe nannten. Man bekam dort natürlich nicht nur Kaffee, sondern auch Wein und Bier. Gleichzeitig sind diese Lokale auch Tabakhändler, Zeitungsstand und Lottoannahmestelle. In diesem Fall auch noch Treffpunkt der vielen englischen Mitbewohner in Callac, Plusquellec und Umgebung. Engländer erkennt man sofort. Helle Haut, manchmal rote Haare, oft einen Seemannsbart, natürlich die passende Mütze und alles in allem auch typische Kleidung. Kleidungstechnisch also den importierten Inselstatus. Die ganze Situation strahl eine unglaubliche Gemütlichkeit aus. Weder hier noch auf dem Markt gab es irgendwo auch nur den Ansatz von Hektik zu spüren. Ich nenne solche Situationen auch gerne "Tagesurlaub".

Bei unserem Besuch habe ich dann auch gelernt, dass es oben an der Küste sogar einen Markt gibt, zu dem die Leute sogar hundert Kilometer weit anreisen.

Ich werde darüber berichten.