Die nächste Phase

Wir ziehen nach Frankreich

Gedanken

Bei jeder nur erdenklichen Möglichkeit kamen die unterschiedlichsten Gedanken auf. Zum 01.08.22 wurde ich pensioniert. Davor habe ich noch einen Ausstand gegeben. So, wie es alle tun. Am 10.08.22 wurde an meiner alten Dienststelle in Krefeld dann gegrillt. Neben der Verabschiedung stand für viele unsere Entscheidung nach Frankreich zu ziehen zentral. Oft hörte ich Worte der Bewunderung, manchmal auch ein wenig Neid. Kollegen meines Alters haben eine Entwicklung unserer Verwaltung miterlebt, die viele, sehr viele Veränderungen mit sich brachte. Da hatte eine dienstliche Metamorphose stattgefunden, die nicht alle Altgedienten mehr gut fanden. Junge Leute, die erst kurz für die Verwaltung arbeiteten, konnten sich leicht einfinden. Sie haben es ja nie anders kennengelernt. Kurzum, der Abschied von meinem Berufsleben fiel mir nicht schwer. Der Abschied von vielen meiner Kollegen, sowie auch ehemaligen "Kunden" (als ich noch in der Abfertigung saß) fühlte sich eher wie ein Kloß im Hals an.

Meiner Frau ging es ähnlich. Die ganze Zeit, die sie in Deutschland verbracht und gearbeitet hat, war sie in Heringen für die Vierling Rhein Maas tätig. In den letzten Jahren in einer exponierten Position auf der Bühne der Blumenversteigerung. Ihre aufgeschlossene und offene Art und ihr unter spanischem Spracheinfluss gesprochenes Deutsch, hatte ihr im Laufe der Zeit viele Freundschaften eingebracht. Der (tatsächliche mehrfache) Abschied fiel dann immer auch tränenreich aus.

Es gab aber auch noch ein Privatleben, dass ich über Jahrzehnte mit ehrenamtlichen Aufgaben verbrachte. Ich habe so ziemlich alle Funktionen in einem Vereinsleben einmal inne gehabt. Lediglich als Vorsitzender in Vereinen oder Präsident in zwei Landesverbänden bin ich so etwas wie ein Rekordhalter. Es waren zwei Verbände, die mich nahezu 40 Jahre beschäftigten. Zum einen die FSG NRW, der Landesverband der Freikörperkultur in NRW. Und zum anderen und das auch viel intensiver der BPV NRW, der Boule und Pétanque Verband NRW. Ich blicke mit Stolz auf meine aktive Tätigkeit zurück in der ich richtungsweisende Maßnahmen beschloß, die heute, nach vielen Jahren immer noch aktiv sind. Scheinbar waren meine Ideen nicht so schlecht gewesen.

Der letzte Verein, dem ich angehörte und dem ich auch wieder eine Weile vorstand, waren die Flachlandbouler in Kempen. Leider komme ich nun nicht mehr in den Genuss der Früchte, die wir als Vorstand in den letzten vier Jahren gesät hatten. Den diesjährigen Aufstieg in der Liga konnte ich zum letzten Spieltag nur aus der Ferne vom Campingplatz miterleben. Und die wunderschöne neue Bouleanlage wird wohl frühestens im nächsten Jahr fertig werden.

Wer mich kennt, der weiß, dass ich so eine Art Hans Dampf in allen Gassen war. Eines Tages lernten Maelle und ich eine nette Frau kennen, die wie wir einen Coronatest machen musste. Schnell stellten wir fest, dass wir die Abneigung dazu gemein hatten und auch sonst auf einer Wellenlänge schwammen. Wir tauschten die Telefonnummern aus und wenige Tage später gab es dann plötzlich eine "Signal" Gruppe. Und wiederum später setzte die nette Dame eine Anfrage in die Gruppe, in der sie zum Zwecke eines Niederländischkurses einen Niederländisch sprachigen Lehrer mit Lehrerfahrung suchte. Mit meinen über dreißig Jahren Erfahrung mit einer niederländischen Ehefrau, ihrer Familie und niederländischen Amtskollegen, meiner Lehrtätigkeit in der Sprache Französisch (bei der Zollverwaltung) brachte ich grundsätzlich alle Voraussetzungen mit, mich bei dieser Gruppe für diese Aufgabe anzubieten. Und ich bekam den Auftrag. Es hat wahnsinnigen Spass gemacht diesem illustren Haufen die niederländische Kultur, das niederländische Liedgut und die Sprache im Allgemeinen zu vermitteln. Es bildeten sich innige, herzliche Freundschaften, die sogar auch meiner Frau beim Abschied ans Herz gingen.

So könnte ich nun noch viele weitere lieb gewonnene Menschen aus dem Familien- und Freundeskreis nennen mit denen es sich genau so verhält.

Aber unsere Gedanken wurden nun zunehmend von dem anstehenden Ereignis dominiert. Wann würden wir unsere Zelte abbrechen? Wann würden wir den Notarvertrag unterschreiben können? Wird der 04.10.22 realisierbar sein? Letztendlich hing das ja von dem zu überweisenden Kaufpreis ab. Eine Frage jedoch drängte sich mehr und mehr in den Vordergrund: Wie bekommen wir unseren kompletten Hausstand nach Frankreich. Ca. 70 qm Kellerraum, 70 qm Erdgeschoss, 70 qm Dachgeschoss und 70 qm Dachboden waren voll … absolut voll. 280 qm Möbel, Bekleidung, Wein, Apple Museum, Waschmaschinen, Trockner, Kühltruhen etc. mussten irgendwie transportiert werden.

Meine Ex-Frau schickte mir den Link eines Vergleichsportales für Umzüge. Alles seriöse Unternehmen und die Preisangabe ab 3.600 € hörte sich verlockend an. Also habe ich mich aufgemacht und alle erforderlichen Daten bei diesem Portal eingegeben. Zum Ende dieses Prozesses wurde ich darüber informiert, dass sich drei Unternehmen bei mir melden würden. Und das ging fix. Sehr fix sogar. Das erste Unternehmen, dass sich wiederum mehrerer Subunternehmen bediente reagierte sogar schon knapp eine Stunde später. Eine offensichtlich junge Frau beauftragte mich, Fotos von allen Räumen und großen Gegenständen zu machen und ihr zu übermitteln. Keine Stunde später waren die Aufnahmen im Kasten und dann auch direkt auf dem Weg nach Bayern. Dort saß nämlich die nette Dame.

Am nächsten Tag rief sie mich an um mir eine gute und eine schlechte Nachricht mitzuteilen. Die Gute war, dass sie ein Unternehmen gefunden hätte, die Schlechte … dass dieses Unternehmen knapp 11.000 € für den Umzug veranschlagte. Ich habe tief Luft geholt und dann dankend abgelehnt. Die Dame war verständnisvoll und sagte, dass sie das auch vom Preis her sehr grenzwertig fand.

Nun glaubte ich, dass das nächste Angebot, besser ausfallen würde. Meine Hoffnung erfüllte sich nicht. Das erste Angebot sollte das beste bleiben. Aus diesen Erfahrungen machte ich kein Geheimnis und erzählte es meiner Ex-Frau und ihrem Mann, der plötzlich und unerwartet den Vorschlag unterbreitete, dass wir uns einen LKW leihen und die Sache selbst in die Hand nehmen. Er hätte einen LKW Führerschein und dürfe auch größere LKW fahren.

Mittlerweile wußten wir, dass folglich der Berechnungen der Umzugsunternehmen ein 7,5 t LKW nicht ausreichen würde. Ein Unternehmen hatte sogar Zugmaschine und Anhänger berechnet. Wir machten uns auf die Suche nach einem LKW, den wir mieten konnten.

Würden wir so Geld einsparen?