Die nächste Phase

Wir ziehen nach Frankreich

SFR oder Wenn ein Ausländer mit einem Ausländer

Seit unserem Umzug sind wir ja nun auch Ausländer. Glücklicherweise mit etwas mehr als rudimentären Sprachkenntnissen. Und ohne jemandem etwas vormachen zu wollen. Auch hier in Frankreich benötigt man einheimische Sprachkenntnisse wenngleich sich hier eine stattliche Anzahl von Ausländern niedergelassen hat.

Ich hatte, als wir noch auf dem Campingplatz in Bains sur Oust standen, mit Marie-Annicks freundlicher Unterstützung bei SFR einen Internetanschluss abgeschlossen. Unser erster Besuch galt in Redon dem Telekomladen. Sowohl Bernard als auch Pierre haben dort gearbeitet. Und ihr Vertrauen in die Telekom war ebenso ungebrochen und unbefleckt wie mein Verhältnis zur deutschen Telekom.

Aber alles Vertrauen nutzte nichts, wenn der Anbieter dir gar kein Angebot unterbreiten kann. So wechselten wir unverrichteter Dinge den Laden und fanden uns bei SFR wieder. Wie in Deutschland gibt es in Frankreich eine gleiche Konkurrenzsituation, die dafür sorgt, dass die Anbieter sich immer übertreffen möchten.

Bei SFR hatte ich dann mit meiner SFR Box 4 zumindest ein Produkt gefunden, dass ich bereits auf dem Campingplatz in Bains sur Oust nutzen konnte und das ich dann in unserem Haus in Plusquellec ebenfalls nutzen wollte. Bei dieser Box handelt es sich um nichts anderes als eine, in eine Hülle mit mehreren Schnittstellen gepackte SIM Karte. Quasi wie in jedem Mobiltelefon. Ich war total stolz. Für 20 € konnte ich 200 GB monatlich verbraten, unendlich telefonieren und das mit einer geilen Geschwindigkeit. Das war in Bains sur Oust und das liegt neben der Kantonstadt Redon und dort gibt es eine umfassende Netzabdeckung. Auch auf dem Campingplatz. Einfach an die Steckdose anschliessen, einschalten und lossurfen.

Und genau das wollte ich in unserem Haus in Plusquellec nun auch. Ran ans Stromnetz, einschalten und dann rasend schnell lossurfen. Da hatte ich aber die Rechnung ohne den Wirt aufgemacht. Hier ist nämlich die Netzabdeckung nicht ganz so ideal. Hier sieht es ja aus wie Sauerland oder zumindest Eifel. Hier wohnt ja keine Sau. Obwohl, die gibt es hier wohl. Dafür aber nur wenige Menschen. Mit wenigen Menschen kann man nur wenig Geld verdienen. Und dann kann mir diese Regionen durchaus auch vernachlässigen. Wir wohnen hier quasi in einer Wüste ohne Sand.

Ich musste also aktiv werden. So konnte das nicht weiter gehen. Im Dezember würden meine Tochter und alle Enkelkinder kommen. Da brauchste schon ein halbwegs funktionierendes Internet.

Ich beschloss also anzurufen.

Die erste gewonnene Erkenntnis. Auch in Frankreich kennt man Warteschleifen. Und auch hier muss man zunächst unzählige Auswahlen treffen bevor man jemanden an den Apparat bekommt. Glücklicherweise bin ich ein sehr geduldiger Typ, der zur Not auch 180 mal die Wahlwiederholungstaste drückt während er sich einen Kaffee nach dem anderen reinzieht. Tatsächlich musste ich bei diesem Anruf aber gar nicht so lange warten bis ich jemanden an den Hörer bekam. Mit den ersten Tönen konstatierte ich zwei Dinge. Erstens, dieser Mensch sprach schnell, verdammt schnell. Zweitens, dieser Mensch war vermutlich wie ich, auch kein Franzose. Er sprach mit Accent. Beide Fakten zusammen ergaben wir mich eine absolute Notsituation. Und deshalb warf ich in der ersten Sprechpause, die er einlegte, direkt mein Ausländerargument ein und bat ihn zumindest langsam zu sprechen weil ich als Ausländer aus Deutschland der Unterhaltung mit diesem Tempo nicht folgen kann.

Der gutre Mann erbarmte sich meiner und sprach ab sofort in einer Slow Motion Version. Ich erklärte ihm mein Anliegen und bat darum festzustellen, ob ich hier ein etwas schnelleres Internet erhalten könne. Nach meiner Information läge das Glasfaserkabel bereits im Boden vor unserer Einfahrt. Man müsse doch nun nur noch die Verbindung von der Straße zum Haus herstellen. Redlich um mich und meinen Wunsch bemüht gab er zu wissen, dass er sich die Situation einmal ansehen würde. Ich möge ihm meine Adresse nennen.

Das sind dann so Momente in denen ich an der Sinnhaftigkeit der modernen Technologie und seiner Anwender zweifle. Noch
. zu Beginn unseres Telefonates hatte ich ihm auf seine Nachfrage meine Kunden- und Vertragsnummer genannt. Normalerweise sollte er damit alle Informationen auf einen Knopfdruck einsehen können. Warum um Gottes Willen fragte der mich nun nach meiner Adresse? Ohne mit ihm eine Diskussion zu beginnen nannte ich schnell die Adresse und wartete. Nach schon sehr kurzer Zeit bekam ich dann dieses: "Je suis désolé!" zu hören, was dann in diesem kurzen Satz sämtliche Hoffnungen wie ein Kartenhaus zusammenstürzen lässt. Eigentlich braucht man sich die darauf folgende Erklärung des "Warum" gar nicht mehr anhören. Ich tat es trotzdem.

Ja, Herr Perret (hier in der Bretagne betont man sogar das "t" am Ende meines Namens, es gibt ein Glasfaserkabel in der D28 vor ihrer Tür. Es ist aber lediglich verlegt worden und weder am Anfang noch am Ende des Kabels mit irgendetwas verbunden worden.

Und wann darf ich damit rechnen, dass ich angeschlossen werden kann? So lange kann es doch nicht dauern ein Kabel bei A und bei Z mit irgendetwas zu verbinden?

2024, Herr Perret.