Die nächste Phase

Wir ziehen nach Frankreich

The Fly

Die Weihnachtspause ist vorüber. Es geht weiter.

Es ist der 14.10.2022. Der Tag der Übergabe des Hauses. In der Bibel würde nun von einer Offenbarung sprechen. So etwas Ähnliches widerfuhr uns an diesem Tag auch.

Wie vereinbart, erreichten wir am frühen Nachmittag Plusquellec. Ich rangierte zum ersten Mal unsere Becassine rückwärts …. den Berg hoch. Zum Hangar traute ich mich trotz Volvo mit dem Wohnwagen nicht. Die Erinnerung an die Schlammschlacht und das Abenteuer einen LKW den Berg hoch zu schleppen waren zu frisch. Da würde ich doch lieber warten wollen, bis zumindest der Weg trocken ist. Nachdem ich die Comtesse geparkt hatte lugte Bernard schon aus der Tür. Halb angezogen - Engländer haben tatsächlich eine kalkweiße Haut - fragte er mich, ob wir noch etwas warten wollten und die beiden noch duschen dürften. So einen Wunsch würde ich niemals abschlagen. Schon gar nicht, wenn mich ein halb nackter Mensch, den wir offensichtlich überrascht hatten mit grinsendem Gesicht so lieb fragt. Er hat manchmal tatsächlich etwas von Catweazle. Ich hätte ihn fragen sollen, ob er diese Rolle in früheren Jahren verkörpert hat.

Wir überbrückten die Zeit damit, die Hunde auf die Wiese zu bringen, ihrem zukünftigen und weitläufigen eigenen Freizeitpark. Und dann kam der geduschte Catweazle raus und wollte nun die offizielle Übergabe in die Wege leiten.
Als Wichtigstes erschien ihm der "fosse septique" - unserer eigene Klärgrube im Mehrkammer System, die nicht geleert werden muss, sagte er. Man müsse lediglich regelmäßig eine Portion Bakterien hinein geben. Er hätte mir noch etwas da gelassen. (Ich suche heute noch danach). Dann gingen wir ins Haus, wo er uns die Ölheizung präsentierte. Wie das alles funktionierte wisse er nicht, dafür hätte er Georg (engl. phonetisch Dschortsch). George war für unsere Vorgänger das Mädchen für alles. Auch Engländer, der mit seinen Eltern und zehn Geschwistern (zumindest sind es aktuell so viel) in die Bretagne gekommen ist und hier nun als ausgebildeter Elektriker und Heizung- und Sanitäinstallateur. Georg gehört bei uns auch schon zum lebenden Inventar. Mittlerweile liebt er Stauder Pils. Er geht nicht eher, bis ich ihm eins angeboten und mit ihm getrunken habe.

Eine Ölheizung hatte ich ja auch schon einmal, so kompliziert wird das doch wohl nicht sein? Ohhh doch, da waren Kräne /Absperrventile, die ich mir alle nicht erklären konnte. Bernard aber auch nicht! Ich solle mich an George wenden. Mach' ich Bernard. Mache ich! Aber die Alarmanlage kannst du mir bitte noch erklären. Wo steht der Monitor, wo das Aufzeichnungsgerät? Da wurde Bernard plötzlich etwas komisch und druckste ein wenig rum bis er zum Schluss offenbarte, dass es überhaupt keine Alarmanlage gäbe. Die ganzen Kameras und die Sirene seien alles nur Attrappen.

Unser Traumhaus nahm immer mehr die Züge einer Wundertüte an. Im Minutentakt wurden uns nun unschöne Offenbarungen gemacht. Und da war es dann wieder, die letzte Mitteilung, die ich in solchen Fällen immer gerne mit Steve Jobs (Apple) Präsentationssatz zum Ende einer Vorführung vergleiche, wenn er dem Publikum sagte: One more thing! Bei Jobs folgten dann Ankündigungen neuer Geräte oder neuer Software. Bei Bernard war es der fast gefühllose Satz: Ach ja, im Sommer gibt es auf dem Dachboden viele Fliegen. Draußen hatten wir die schon an der Hauswand gesehen. Ach Gott, wir wohnen doch auf dem Land.

Diese Auskunft musste allerdings irgendeine tiefere Bedeutung haben. Und Fliegen mag Maél überhaupt nicht, die wechseln bei ihr entweder den Standort oder die Dimension. Dann verändert sich ihr Aggregatzustand von schwarz, brummend und fett …. In … platt, schmierig und manchmal blutig. Sieht echt unschön aus.

https://de.wikipedia.org/wiki/Fliegen (Besonders unappetitlich ist der Absatz Ernährung)

Sandra und Bernard verließen uns in ihrem weißen Ford mit französischem Kennzeichen, aber dem Lenkrad auf der falschen Seite. Maél hinterließen sie in ihrer Angst vor Fliegen. Ungeachtet der Hiobsbotschaften begannen wir unsere Sachen aus der Becassine, dem Anhänger und den beiden Volvos auszuladen.

Catweazle und seine Frau hatten uns ein Schlafzimmer im Haus gelassen. Statt nun müde in dem Zimmer, in dem das Schlafzimmer aufgebaut war , ins Bett zu fallen, zwang mich meine Frau, zumindest das Bett in das für uns geplante Schlafzimmer (mit eigenem Badezimmer) zu bringen, weil sie unbedingt in ihrem neuen Schlafzimmer schlafen wollte. Ihrer esoterischen Argumentation kann ich dann nicht immer folgen, ich stelle vieles von dem in Frage.

Nachdem wir dann ausgeladen, reingetragen, eingeräumt und umgebaut hatten, gab es für mich dann tatsächlich noch ein geruhsames End rund um 02:00 h morgens.

Von den Fliegen werdet ihr schon bald noch mehr hören werden.