Die nächste Phase

Wir ziehen nach Frankreich

Leicht kann jeder

Es mag nun sein, dass ihr denkt…. boah, die scheinen richtig Knete auf der hohen Kante zu haben. Fahr'n mal eben nach Frankreich und kaufen sich mir nichts dir nichts ein Haus. Und vermutlich bezahlen sie das dann auch noch bar.

Das wäre ein Traum gewesen, ist aber leider nicht so. Wir hatten zwar einige Immobilien, die waren aber alle finanziert. Sicherlich, wir hatten für drei Objekte schon gut was tilgen können und die Aussicht, dass bei einem Verkauf etwas bei uns hängen bliebe war schon vorhanden. Dazu mussten sie allerdings erst einmal verkauft werden. Und uns blieben ab dem 13.06. bis zum vorgesehenen Notartermin am 04.10.2022 exakt 114 Tage unsere Immobilien zu inserieren, zu verkaufen und das Geld auf unserem Konto zu wissen.

Wie sollten wir das angehen? Einem Makler übertragen oder selbst vermarkten?

Ich entschloss mich, mit unserem eigenen Haus zu beginnen und das selber zu vermarkten. Zumindest die Tatsache, dass die Käufer keine Maklercourtage bezahlen müssten sollte einen Anreiz darstellen. Außerdem würde ich den Preis nicht so hoch ansetzen, wie es die Prognosen meiner Recherchen ergaben. Die 540 qm Grundstück in sehr guter Lage stellten bei einem Quadratmeterpreis für erschlossene Grundstücke bereits etwas über 122.000 € dar. Das Bewusstsein, dass die Zinsen zu der Zeit noch nicht explodiert waren, sollte Käufer auch anziehen. Aber last but not least müsste jeder, der in diesem Jahr zu bauen begann mit einer starken Verteuerung der Baumaterialien und Handwerkerleistung rechnen. Ein Haus mit 142 qm Wohnfläche und 540 qm Grundstück würde gut und gerne einen finanziellen Aufwand von 500.000 € erfordern.

Ich nutzte das schöne Wetter und machte ausreichend viele und repräsentative Fotos. Dann suchte ich mir mit Immobilienscout eine Plattform auf der ich auch freiwerdende Wohnungen unseres sieben Familienhauses annoncierte. Ich formulierte den Text, wählte die meines Erachtens besten Fotos aus und schaltete in der Annonce unser Haus für 350.000 € scharf. Bei diesem Preis würde ich dann aber auch keinen Cent mehr nachlassen. Am Nachmittag des 15.06.2022 wurde das Inserat freigeschaltet. Am gleichen Abend gingen die ersten Nachfragen nach einem Besichtigungstermin ein. Das Wochenende war in Null Komma Nix von Freitag bis Sonntag in einem stündlichen Wechsel zwischen 10:00 h morgens und 18:00 h abends ausgebucht. Die Interessenten rannten uns die Bude ein. Zu meinem Erstaunen brachte das Wochenende bereits 6 Interessenten hervor, wovon im Laufe der Woche, dann jedoch nur noch zwei seriöse Kandidaten verblieben. Am nächsten Wochenende erbaten sich drei weitere Familien, das Haus nicht nicht anderweitig zu vergeben. Das hätten wir ohnehin nicht getan, denn wir haben allen Interessenten deutlich zu verstehen gegeben, dass wir 1. allen Menschen, die mit uns einen Termin vereinbart hatten eine Chance auf eine Besichtigung zu geben und 2. aus den euch bekannten Gründen (siehe weiter oben) uns einen zeitnahen Notartermin zur Vertragsunterzeichnung anbieten könnte.

Zum Ende der Besuchszeit waren es nach weniger als drei Wochen und dem von uns offiziell eingeläuteten Ende der Besichtigung noch vier Familien, die sich ernsthaft mit ihren Banken auseinandersetzen wollten. Ich weiß, dass das nicht immer einfach ist. Ich habe selber mehrmals mit Banken über die Finanzierung unserer Immobilien verhandelt. Nachdem bereits in der Vorwochen ein älteres Paar das Handtuch warf, weil sie ihr eigenes Eigentum auch erst noch verkaufen müssten, sagten ein weiteres Pärchen ab. Es blieben zwei Familien mit kleinen Kindern und ein Paar ohne Kinder. Unsere persönlichen Favoriten mussten aus Gründen der knapp bemessenen finanziellen Ressourcen aus dem Rennen ausscheiden. Blieben noch zwei weitere, von denen das Paar ohne Kinder am besten vorbereitet war. Es gab genügend angespartes Eigenkapital, eine geeignete Einkommensstruktur, eine erteilte Bankzusage zur Finanzierung und das Angebot einer umgehenden Vertragsunterzeichnung.

Wir schlugen ein. 4 Wochen später am 22.07.2022 war das Haus notariell beglaubigt verkauft. Nun mussten alle Eintragungen bei Gericht und bei meiner abzulösenden Bank erfolgen und das Geld auf unser Konto überwiesen werden. Dazu blieben nun noch knappe 9 Wochen. Knapp deshalb, weil wir ja unser neues Haus auch bezahlen mussten.

Damit hatten wir eigentlich den größten Batzen dessen, was wir nötig hatten, bereits im Trockenen.

Kurz nach dem Inserat für unser eigenes Haus rief mich wieder einmal ein Makler an. Da gab es jedes Mal Reaktionen nachdem ich eine Wohnung zur Neuvermietung inseriert hatte. Und es war immer die gleiche Frage, die mir gestellt wurde. "Sie haben da eine Wohnung angeboten, würden Sie auch das ganze Haus verkaufen wollen? Wenn ich bis zu diesem Zeitpunkt immer abgewunken hatte, nicht nur, weil ich nicht verkaufen wollte, sondern mir die Anrufer auch unseriös erschienen, kam mir dieser Anruf sehr gelegen. Und nicht nur das. Das Unternehmen aus unserer Gegend war mir nicht nur sehr bekannt, sondern auch sehr seriös. Schon bei diesem Gespräch lag ich mit dem Leiter des Büros auf der gleichen Wellenlänge. Wir vereinbarten für den nächsten Tag, den 15.06.22 einen Termin um Nähers zu besprechen. In einer fast freundschaftlichen Atmosphäre wurden wir uns handelseinig und vereinbarten einen Vertrag, der bis zum 15.10.22 laufen sollte. Ich unterschrieb, lieferte Fotos und notwendige Daten und die professionelle Vermarktung begann. Damit ist es aber nicht so einfach, wie mit einem Einfamilienhaus. So ein Mietshaus ist eine Geldanlage, die muss sich rentieren. Da muss derjenige, der sich dafür interessierte schon das nötige Kleingeld in der Portokasse haben. Und nach erfolgter Marktforschung und Vergleichen mit ähnlichen Gebäuden, wurde der Einstiegspreis zunächst auf 840.000 € festgelegt. Für mich ergaben sich wegen der Vorfälligkeitsentschädigung an die Bank und der zu erwartenden Versteuerung des Gewinnes im Folgejahr gewisse Zwänge. Ich hatte in vier Jahren eine stattliche Summe für die Renovierung mehrerer Wohnungen investiert. Geld, dass ich gerne wieder zurück bekommen würde. Ein Riesengewinn würde ich mit dem Verkauf nicht erzielen können. Die Verwaltung und Erhaltung des Gebäudes aus der Entfernung war für mich aber auch keine Option. Der Vertrag ist mittlerweile abgelaufen und aufgekündigt. Das Haus wegen der galoppierenden Zinsen nicht mehr an jede Käuferschicht mehr zu verkaufen. Das wäre nun nur noch an absolut solvente Käufer möglich.

Blieben noch die beiden vermieten Appartements. Aber dazu im nächsten Bericht mehr.