Die nächste Phase

Wir ziehen nach Frankreich

Digitalisierung in Frankreich

Ihr seid ja mit dem Problem bereits vertraut. Uns flog andauernd die Sicherung raus. Und der Fehler lag bei niemand anderem als bei mir! Ich habe unserem Vorbesitzer einfach zu viel Vertrauen geschenkt und ihm das Märchen von der totalen Digitalisierung dieser Maßnahmen abgenommen.

Über die Homepage fand ich dann eine Telefonnummer, die ich dann in Ermangelung eines Festnetzanschlusses von meinem Handy aus anrief. Und nun kommt der Moment an dem ich eingestehe, dass man für diese Art von Telefonaten entweder einigermaßen Französisch sprechen können muss oder zumindest jemanden kennen sollte, der sich nicht nur mit den Tücken dieser Vertragsabwicklung auskennt und mit Rat und Tat und als Dolmetscher zur Seite stehen kann.

Wie eigentlich immer hatte ich sofort wieder eine junge und außerordentlich hübsche Frau am Telefon, die total hilfsbereit mit einer Geschwindigkeit, wie das hinab stürzende Wasser der Niagara Fälle loslegte. Da musste ich sofort mein Veto einlegen und die mittlerweile schon routinemäßige Bremse ziehen und meiner schönen Gesprächspartnerin erst einmal wieder erklären, dass ich ein abgewandelter Deutscher bin, der der französischen Sprache zwar mächtig ist, mit dieser gesprochenen Geschwindigkeit aber nicht mithalten könnte und dem Monolog und möglicherweise sogar zwischendurch gestellten Fragen nicht folgen könnte. Und wie fast immer erntete ich für meine lustig formulierte Erklärung sowohl ein Lächeln als auch eine Entschuldigung und das Versprechen, dass es ab sofort langsamer gehen würde.

Es folgte das Übliche. Die Frage nach dem "Ich". Wer bin ich, wo wohne ich, was will ich? Und das konnte ich nun in Ruhe alles erklären. Unsere Adresse habe ich mittlerweile so oft nennen müssen, dass ich die schon aus dem Effeff nennen konnte. Auch die Beschreibung des Umstandes, der vermutlich zu den ständigen Unterbrechungen führen würde, ging dank der guten Vorbereitung durch Gilles recht flüssig. Es endete alles sogar so, dass sie alles, was ich ihr erzählte, verstanden hat. In Deutschland wäre man nun aber vermutlich am Ende des Gespräches. Möglicherweise müsste man noch seine IBAN durchgeben und schwupp hättest Strom. Nicht so hier in Frankreich. Die nette Dame begann sich über unseren Haushalt zu informieren. Welche Geräte wir den so hätten? Wie wir heizen würden? Wieviele Personen sich durchschnittlich im Haushalt aufhielten usw. . Dann spuckte ihr Computer den für uns voraus berechneten Strombedarf aus und bestimmte die erforderliche kW Menge mit exakt 6 kW. So, wie es zuvor dann auch für Sandra und Bernard galt. Die Rahmenbedingungen hatten sich zunächst ja nicht geändert. Wir behielten die Ölheizung, zumindest vorerst und hatten bisher lediglich eine weitere Kühltruhe (für die Tiefkühltruhe-Hundenahrung) gekauft. Dabei hatten wir ohnehin schon auf eine gute Qualität mit geringem Stromverbrauch geachtet.

Ob das denn ab sofort gälte, wollte ich wissen und vermutete, dass sie mir antworten würde: Ab dem 01.11.22 schalten wir das für sie frei. Die Antwort fiel aber ganz anders aus. Sie versprach, dass der Vertrag in der Nacht um 0:00 h eingehen würde und dann normalerweise keine Ausfälle mehr zu erwarten seien. Sollte es wieder erwarten nicht sofort funktionieren, dann soll ich in die Garage zu meinem Linky gehen und durch mindestens fünf sekundiges Drücken des rechten Knopfes (neufranzösisch: Buttons) einen Reset herbeiführen.

Na super, nun soll ich hier auch noch den Elektriker raushängen lassen. Auf diese Weise nehmen wir diesen Konzernen die Arbeit ab. Ich bedankte mich höflich für die Freundlichkeit und die Mühe, die sie sich mit mir gemacht hatte und wünschte ihr noch einen wunderschönen Tag. Das ging mir in Deutschland immer ganz locker über die Lippen. Dagegen ist es hier in Frankreich zwar bei jeder Gelegenheit teilweise übertrieben höflich aber in diesem Zusammenhang endet ein Gespräch fast immer nur mit einem bonjour oder bon soirée.

Halbwegs beruhigt gingen wir abends dann schlafen und hofften, dass am nächsten Morgen alles wieder normal funktionieren würde. Besonders natürlich die Kaffeemaschine. Ich wollte mich von meinem iPhone um 00:01 h wecken lassen und alle Elektrogeräte zum Test einschalten. Am Ende meiner Überlegungen stand dann jedoch der Gedanke, dass ich statt mitten in der Nacht aufzustehen besser durchschlafen sollte. Wenn es nicht funktionierte, würde ich es schon früh genug merken, wenn unsere Kaffeemaschine mitten im Mahlvorgang wieder abbrechen würde.

Vor dem Einschlafen zählte ich ausnahmsweise keine Schafe, sondern die kW/h
auf unserem Linky.