Die nächste Phase

Wir ziehen nach Frankreich

Heimreise ohne Bécassine

Ab dem Moment, dass wir uns für das Haus in Plusquellec entschieden hatten, stellten wir unzählige und unverhoffte Gedanken an. Wir hatten nun ein Papier unterschrieben, dass uns mehr oder weniger zum Kauf eines Hauses in Frankreich verpflichtete. Würden wir nun davon Abstand nehmen wollen, würde es uns zumindest die Maklergebühr für die liebe Änn kosten. Bei den Kosten für ein Haus mag die Courtage eine überschaubare Größe sein. Es ist und bleibt aber Geld, dass man bei Rücktritt zum Fenster hinaus werfen würde.

Wir waren uns unserer Sache aber sehr sicher und dementsprechend enthusiastisch. Im Bewusstsein, dass wir in absehbarer Zeit wieder nach Frankreich fahren würden hielt ich es für bequemer, wenn wir ohne unseren Tabbert heim fahren würden. Ich hatte unsere Freunde gefragt, ob ich den Wohnwagen bei Ihnen abstellen könnte und zwei von ihnen hatten ihr Grundstück dazu angeboten. Ich hatte am Vorabend aber auch bei Jean-Marie nachgefragt, ob ich die Bécassine dort stehen lassen könne. Nach kurzer Bedenkzeit fragte er mich: Auf dem Stellplatz? Da würde er dann 5,00 € täglich für berechnen. Würde ich sie auf den Parkplatz stellen, brächte ich nichts zu bezahlen, sagte er mit breitem Grinsen. Ich fand das richtig freundschaftlich und nahm das Angebot natürlich an. Kurz vor der Abfahrt zog ich sie dann die hundert Meter zum Parkplatz hoch, rangierte sie ein, bockte sie auf und verabschiedete mich, ihr Trost zusprechend, dass wir ja bald wieder da wären.

Dann ging es los. Abreise wie vorgesehen am 11.06.22 , weil am 12.06. meine Tochter Geburtstag hat und wir auf jeden Fall dann zu ihr wollten. Die Rückreise verlief ohne Bécassine sehr zügig. Während der gesamten Fahrt liessen Maelle und ich die Ereignisse der letzten 10 Tage Revue passieren. Unisono stellten wir beide fest, dass wir uns sehr wohl fühlten. Mir persönlich war richtig warm ums Herz und ich fühlte mich absolut glücklich.

An dieser Stelle möchte ich einflechten, dass uns die letzten Jahre in Deutschland nicht mehr so wahnsinnig begeistern konnten. Alles in Allem muss man sagen, gab es doch viele fragwürdige politische Entscheidungen. Ständig nahm die Bundesrepublik eine Vorreiter-Rolle ein. Auch dann, wenn ich der Meinung war, dass das nun in der und der Angelegenheit überhaupt nicht nötig wäre. Am 01.08.22 würde ich pensioniert werden und zu diesem Zeitpunkt habe zumindest ich dann keine Verpflichtungen mehr in Deutschland. Maelle würde aufhören zu arbeiten und wir müssten dann von meiner Pension irgendwie leben.

Das wohlige Gefühl blieb mir erhalten. Dafür wurde Maelle nun immer unruhiger. Wir waren mittlerweile in Belgien und sie musste dringend Pipi. Das fällt ihr aber nicht dann ein, wenn wir ein Hinweisschild auf einen Rastplatz sehen. Das fällt ihr ein, wenn der Rastplatz gerade im "fast forward" an uns vorbei fliegt. Spätestens ab dem Moment macht Maelle in regelmäßigen Abständen von 8,5 Sekunden darauf aufmerksam wie dringend es nun sei. Und Murphy's law folgend gibt es dann keine Gelegenheit mehr. Also verlasse ich die Autobahn und gelange auf eine Autobahn ähnliche Straße. Ohne Abfahrt und viel schlimmer ….. ohne Rastplatz. Nach etlichen Kilometern sehen wir plötzlich einen. Aber auf der falschen Seite. Maelle droht damit, dass ihr die Blase platzt oder sie ins Auto machen würde. Der Volvo hat zwar leicht zu reinigende Ledersitze, aber das müsste sich doch vermeiden lassen. Endlich so etwas wie eine Abfahrt. Ich runter und auf der anderen Seite wieder drauf. Wäre ich geblitzt worden, wäre mir ein Eintrag ins Guiness Buch der Rekorde sicher gewesen. Von Maelles .. Ich muss…. Ich muss ganz dringend bin ich schon richtig rappelig geworden. Ich also rauf auf den Parkplatz. Keine Toiletten! Ich liess Maelle alleine und die Hunde zum Pipi machen auch eben mal raus. Mit meinem anerzogenen Zöllnerblick nahm ich sofort zur Kenntnis, dass mehrere Fahrzeuge in fast bemessenem Abstand zueinander an der Seite standen. Am Steuer .. Männer, die ausnahmslos ein Kippe im Mund hatten und scheinbar gelangweilt dort rumsaßen. Als ich dann beim Auto zurück war, sagte ich zu Maelle. Ich glaube, wir sind hier verkehrt, dieser Parkplatz ist mehr was für alleinstehende Männer. Beim dritten Auto, an dem wir vorbeifuhren, bevor wir den Parkplatz verliessen, stand gerade ein Kerl am geöffneten Beifahrerfenster eines anderen Autos und liess sich genüsslich von dem Herrn mit Damenperücke (aber Bart) einen blasen.

Maelle hatte während meiner Abwesenheit sogar noch viel mehr wahrnehmen können, wie sie mir bei der Weiterfahrt zu berichten wusste. Aber das gehört ja nun wirklich nicht hierher.

Wohlbehalten und mit vielen Eindrücken beladen kamen wir noch im Hellen bei unserem Haus an. Ab sofort gab es viel zu tun. Die Vorgabe lautete …. Am 14.10.2022 kommt der englische Umzugswagen und am 15.10.2022 könnten wir das Haus beziehen.

Wenn, ja wenn der Notartermin vorher stattgefunden hat, wenn wir unsere Immobilien bis dahin verkauft bekämen und selber auch unsere Notartermine gehabt haben und das Geld auch schon geflossen ist. Es gab also jede Menge Konditionen, die aneinander verknüpft waren und auch definitiv erfüllt werden müssten.

Es begann ein Wettlauf mit der Zeit.